5 Aktivitäten mit Kindern im Freien – Der Sommer

Maria Montessori persönlich meinte, dass die kosmische Erziehung im Freien am besten gelingt und am meisten Freude macht, wenn Kinder zu allen Jahreszeiten und in jedem Wetter im Freien sein können und hautnah erfahren, in welch unterschiedlichen Erscheinungen die Natur sich zeigt. Trotzdem ist der Sommer mit Sicherheit die Jahreszeit, in der du mit deinem Kind draußen am meisten unternehmen kannst. Der Wald lockt mit seinem dichten grünen Blattwerk und dem steten Knacken, Summen und Zwitschern, das auch in der Dunkelheit nicht aufhört. Im Garten lassen sich bei Schönwetterperioden auch wochenlange Bau- und Forschungsprojekte durchführen, die aus den langen Sommerferien eine unvergessliche Zeit werden lassen.

Wildkräuter, Beeren oder Pilze sammeln

Im Spätsommer weichen die lieblichen Blumen allmählich Beeren und Pilze, die man mit Kindern sammeln und dann auch ganz wunderbar verwerten kann. Und erstaunlich ist, welche Ausdauer auch die Kleinsten dabei an den Tag legen! Außerdem gibt es auch viele Kinder, die einen besonders scharfen Blick haben und die begehrten Gewächse schneller finden als ihre Eltern.

Mit etwas Geduld (die bekanntlich beim Pilzesuchen und Beerensammeln sehr auf die Probe gestellt wird) kann ein einfacher Waldspaziergang zu einem äußerst befriedigenden Erlebnis werden. Und groß ist der Stolz, wenn aus dem Gefundenen anschließend Marmelade oder Eingemachtes hergestellt wird, dass ihr dann gemeinsam verzehren könnt.


Hinweis: Sowohl bei Beeren als auch bei Pilzen sollten Kinder bis ins Schulalter nicht unbeaufsichtigt bleiben. Erst wenn ganz klar ist, dass ein Kind auch den schönsten roten Beeren widerstehen kann und sie sich nicht in den Mund steckt, kann es sich auch auf eigene Faust ins Unterholz schlagen – natürlich stets in Rufweite.

Projekte am Wasser: Staudamm, Wasserrad, Rindenschiffchen

Alle kleinen und großen, stillen und fließenden Gewässer, von der Pfütze bis zum Wildbach, ziehen die meisten Kinder nahezu magisch an. Die lassen es sich häufig auch bei kaltem Wetter nicht nehmen, mit ihren Gummistiefeln überall durchzuwaten. Doch bei sommerlichen Temperaturen ist es endlich auch möglich, leicht bekleidet ganze Tage am Wasser zu verbringen.

Neben dem Offenkundigen – Schwimmen, Plantschen und Tauchen – gibt es eine Menge lehrreicher Aktivitäten, die ihr am Wasser ausprobieren könnt. Wenn rund um den See oder Bach Sand zu finden ist, bauen Kinder mit großem Vergnügen größere und kleinere Staudämme.

Das ist nicht nur ein Projekt, das Ausdauer und Konzentration schult, sondern in dem sich auch eine Menge über die Natur – und die immense Kraft – des Wassers offenbart. Ähnlich interessant ist es, mit einem selbstkonstruierten Wasserrad oder selbst gebauten Schiffchen der Physik spielerisch auf die Spur zu kommen.

Erlebnisurlaub für die Füße: Der Sensorik-Parcour

Einer der größten Vorteile der warmen Sommermonate ist das ständige Barfußlaufen, das übrigens nicht nur praktisch, sondern auch gut für die körperliche und seelische Balance ist. Da bietet es sich doch an, auch die Sensibilität der Fußsohlen ein wenig anzuregen und einen Barfuß-Pfad zu entwerfen.

Du kannst diesen kleinen Parcour selbst vorbereiten oder auch mit deinem Kind gemeinsam bauen. Ein idealer Ort ist der eigene Garten oder auch eine Wiese oder ein unbefahrens Asphaltstück. Benötigt werden außerdem einige flache Schüsseln oder Tabletts. Auch glatte Holzbretter können verwendet werden. Ansonsten brauchst du für den Parcour nur Naturmaterialien. Einige mögliche Stationen auf dem Pfad sind zum Beispiel:

  • mehrere Tabletts, die mit jeweils unterschiedlich beschaffenen Steinen gefüllt sind
  • ein mit Moos bedecktes Brett
  • ein Eimer, der mit eiskaltem Wasser gefüllt ist (und gerne auch einer mit warmem Wasser)
  • ein Tablett mit kleinen Zweigen
  • ein geschmeidiges Schlammbad

Weitere Materialien, die sich toll an den Füßen anfühlen sind etwa Sand, Blumenerde, Rindenmulch, Heu, Lehm, Tannenzapfen,…

Besonders reizvoll ist es für manche Kinder, den Pfad mit verbundenen Augen (und einer zuverlässigen Person an der Hand) zu beschreiten.

Eine Hütte oder ein Baumhaus bauen

Egal ob im eigenen Garten oder an einem lauschigen Plätzchen im Wald: Eine Laube oder eine kleine Hütte im Freien ist der ideale Ort für ein Picknick oder ein Schläfchen an einem heißen Sommertag. Das Bauen des luftigen Unterschlupfs ist aber ein noch viel größerer Spaß. Je nach Alter des Kindes und nach Bauvorhaben kann es dabei in unterschiedlichem Maße eingebunden werden.

Eine Blätterlaube mit einigen Ästen als Gerüst kann man gemeinsam mit einem Kindergartenkind an einem Nachmittag aufbauen. Auch ein Baum mit niedrig hängenden Ästen kann als Zelt fungieren, wenn er rundherum mit Decken und Tüchern behängt wird. Für eine richtige Hütte aus Brettern oder ein Baumhaus ist der Aufwand dann deutlich größer. Allerdings ist es eine großartige Übung für Schulkinder, sich als BaumeisterIn zu betätigen und bei Planung und Bau der Hütte richtig mitzuhelfen.

Je nach mathematischen Kenntnissen könnt ihr im Vorfeld gemeinsam einen Plan zeichnen und euch überlegen, wie das Häuschen stabil steht. Im Laufe dieses Projekts kann sich ein Kind eine ganze Menge aneignen, von architektonischem Wissen über die richtige Verwendung von Werkzeug bis hin zur „Geschmacksbildung“ bei der Einrichtung der Hütte.

Insekten beobachten

Im Sommer ist das sechsbeinige Gewusel im Wald, aber vielleicht auch im eigenen Garten kaum zu übersehen. Beginnen kannst du damit, dein Kind einfach auf die verschiedenen Insektenarten hinzuweisen und je nach Alter auch etwas über ihre Eigenschaften und ihre Funktion in der Natur zu erzählen. Manche Kinder fürchten sich ein wenig vor Insekten und haben auch die eine oder andere schlechte Erfahrung mit Bienen, Wespen oder Ameisen gemacht.

Diese vernünftige Vorsicht sollte durchaus respektiert werden – häufigerer Kontakt und tieferes Wissen über die kleinen Tierchen können die Angst aber auch abmildern. Wenn dein Kind wirklich Lust bekommt, sich den Bienenstaat oder den Ameisenhaufen aus nächster Nähe anzusehen, sorgst du am besten dafür, dass es lange Ärmel und Hosenbeine sowie geschlossene Schuhe trägt und weiß, wie es sich am besten verhalten soll. Dein kleiner Forscher oder deine kleine Forscherin wird gewiss begeistert sein.

Gemüse und Obst aus dem eigenen Garten ernten

Wenn ihr schon im Frühjahr damit begonnen habt, Kräuter und verschiedene Gemüsesorten zu ziehen, folgt jetzt im Sommer der schönste Teil der Selbstversorgung: Ernte und Verzehr. Bei der Ernte von verschiedenen unstacheligen Beeren, kleinen Tomaten, Erbsenschoten, Bohnen etc. kann ein Kleinkind mit zwei Jahren gut mithelfen. Kindergartenkinder kann man auch schon mit einem kleinen Messer betrauen und Kopfsalate, Kohlsorten usw. ernten lassen.

Wenn ein älteres Kind sich speziell um seine eigenen Pflanzen gekümmert hat, soll und darf es natürlich auch die Ernte selbst übernehmen und dann am besten gleich überlegen, was es mit dem Ertrag machen möchte: verschenken, verkochen, einlegen oder gleich aufessen? Der eigene Gemüsegarten ist übrigens auch für Kinder, die Grünzeug sonst eher verschmähen eine tolle Beschäftigung.

Draußen übernachten

Das Schlafen im Freien ist vor allem für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren oft extrem reizvoll. Es kann aber nicht nur ein spaßiges Abenteuer sein, sondern eine ganz intensive Übung in der Naturbeobachtung und in der Fähigkeit, sich draußen zurechtzufinden. Ob die Übernachtung nun unter freiem Himmel oder im Zelt, auf dem Balkon, im Garten oder in der Wildnis stattfindet ist dabei eher unerheblich: Einzigartig ist und bleibt das Gefühl, zum Zirpen der Grillen einzuschlafen oder vom Vogelgezwitscher in der kühlen Morgendämmerung aufzuwachen.

Eine Übernachtung in der freien Natur ist insofern besonders interessant, als dass dein Kind damit ja einen ganz anderen Lebensstil kennenlernt: Wie kommt man ohne Strom, fließendes Wasser, Toilette usw. zurecht? Wie schmeckt das Essen, das man über dem Feuer selbst gekocht hat? Wie fühlt es sich an, wenn man in einer leichten Brise und mit ständiger Geräuschkulisse in der Dunkelheit neben Mama und Papa kuschelt? Für viele Menschen auf dieser Welt ist das bis heute eine alltägliche Realität und damit ist das Übernachten im Freien fast schon eine anthropologische Übung.

Über die Autorin

Ich bin Susannah und schreibe für diesen wunderbaren Blog. Als Erziehungswissenschaftlerin und Mama suche ich stets nach Wegen, wie der Alltag mit Kind sich ruhig und authentisch gestalten lässt. Montessori kann hier viele großartige Impulse liefern, aber man darf sie auch ein wenig „gegen den Strich bürsten“ und zeitgemäß interpretieren. Ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere Artikel hier im Blog zu einem „Hilf mir, es selbst zu tun“ für Eltern werden kann.

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