5 Montessori Aktivitäten im Freien – Der Herbst

Wenn der liebliche Sommer sich dem Ende zuneigt, wird das Rausgehen mit Kindern oft mühsamer und auch etwas weniger vergnüglich: Das Anziehen dauert länger, draußen ist es kalt und vielleicht auch regnerisch und es braucht manchmal einiges an Überwindung, um die Nase vor die Tür zu bekommen.

Aber auch im Herbst lohnt es sich für Kleine und Große, die unglaublichen Veränderungen in der Natur zu erleben. Abgesehen von einem Feuerwerk der Farben und dem herrlichen Laubduft in der Luft gibt es nämlich auch im Herbst so einiges zu tun.

Und nach Montessori sollten wir alle, besonders aber unsere Kinder, der Natur ohnehin bei jedem Wetter die Stirn bieten.

Was braucht man für einen tollen Herbst im Montessori-Stil?

Wie zu allen anderen Jahreszeiten gilt auch im Herbst, dass die (unberührte) Natur selbst die beste Lernumgebung ist und eigentlich keiner Vorbereitung bedarf. An Ausrüstung braucht ein Kind im Herbst vor allem warme und wasserfeste Kleidung, je nach Geschmack eine Jacke und Hose (bei ganz Kleinen auch ein Anzug) aus Wollwalk oder gewachster Baumwolle oder das klassische Matsch-Ensemble sowie gefütterte Gummistiefel oder imprägnierte Lederschuhe.

Zum Sammeln von Laub & Co. sind kleine Körbchen noch besser geeignet als Taschen oder Rucksäcke, weil man so einen besseren Überblick über die Fundstücke behalten kann. Und zur gemütlichen Nachbereitung aller Expeditionen sind einige schöne Bilder- oder Sachbücher über den Winterschlaf von Tieren, über Zugvögel und den Laubfall eine schöne Sache.

Ein Feuer machen (und darauf kochen)

Instinktiv wollen wir unsere Kinder von Feuer lieber fernhalten – dabei ist es sogar für Säuglinge ein äußerst faszinierendes Schauspiel. Schon Kleinkinder können einen vorsichtigen Umgang mit dem Feuer erlernen und zugleich mit seinen schönen Seiten vertraut gemacht werden.

An einem kühlen Herbsttag zeigt sich, dass ein Lagerfeuer immer noch die gleichen Funktionen erfüllt wie für die Menschen, die es sich als erste zunutze gemacht haben: Es wärmt kalte Hände und Füße ebenso wie das Herz; es zieht Menschen an und wird so zum Mittelpunkt aller gemeinschaftlichen Tätigkeiten; es spendet Licht und Fröhlichkeit; und selbstverständlich kann man auch darauf kochen!

Das kannst Du gebrauchen:

Ein Freiluftpicknick ganz ohne Gas und Strom verbindet uns mit unseren Ursprüngen und ist damit eine zutiefst „kosmische“ Aktivität. Und außerdem schmeckt alles, was am Feuer gekocht wird außergewöhnlich lecker: Tee oder Punsch, Suppen und Eintöpfe, Pfannkuchen und Stockbrot sind nur einige Dinge, die mit der richtigen Ausrüstung problemlos gelingen.

Kindergartenkinder helfen meist gerne bei den Vorbereitungen und können mit etwas Vorsicht auch schon ihr eigenes Stockbrot backen. Ab dem Schulalter wird in den meisten Montessori-Institutionen auch das Feuermachen gelehrt und viele Kinder beherrschen es schon mit acht oder neun Jahren perfekt (besonders herausfordernd wird es ohne die Verwendung von Papier).

Den Respekt vor dem Feuer lernen die jungen AbenteurerInnen dabei fast automatisch mit.


Einen Unterschlupf für Tiere bauen

Über die Lebensgewohnheiten und das Verhalten von Tieren zu lernen gehört für viele Kinder zum schönsten Aspekt der kosmischen Erziehung. Im Herbst ist genau die richtige Zeit, um sich im Detail anzusehen, wie die verschiedenen Tiere überwintern, und ihnen dann auch gleich dabei zu helfen.

Im eigenen Garten können Laub- und Komposthäufen sowie Stapel aus Ästen und Zweigen zum Unterschlupf für verschiedene Insekten, Schnecken und kleine Säugetiere werden.

Für Igel gibt es spezielle „Pensionen“ aus Holz oder Keramik, die man kaufen oder selber bauen kann; oooooder man baut es einfach selber: Eine Anleitung findest du hier.

Insekten und größere Tiere wie Waschbären oder Eichhörnchen fühlen sich in Totholz besonders wohl, daher lohnt es sich, auch abgestorbene Bäume stehen zu lassen.

Insektenhotels wie dieses hier werden im Winter ebenfalls gerne von Bienen & Co. genutzt. Außerdem ist der Herbst auch genau die richtige Zeit, um eine Futterstation oder ein Häuschen für Vögel zu kaufen oder zu bauen, damit dann den Winter über fleißig gefüttert werden kann.


Blätter zusammenrechnen & den Garten winterfest machen

Ähnlich wie im Haus halten Kinder auch im Garten gerne Ordnung und helfen oft mit Vergnügen beim Aufräumen mit, und zwar besonders leidenschaftlich in der sensiblen Phase für Ordnung (also im frühen Kindergartenalter).

Dazu ist eigentlich nur Gartenwerkzeug in Kindergröße nötig: Ein Rechen ist ein absolutes Muss, auch Harke und Schaufel sind eine sinnvolle Anschaffung. Im Herbst neigt sich das Gartenjahr zwar dem Ende zu, aber auch nach der letzten Apfel- oder Kohlernte gibt es noch eine ganze Menge zu tun.

Im Gemüsegarten können Kinder Unkraut jäten und dabei helfen, die winterharten Gemüsepflanzen warm einzupacken. Auch Rosenbüsche und andere Sensibelchen müssen für den Winter abgedeckt werden – das können auch die Kleinsten gut nachvollziehen und kümmern sich oft hingebungsvoll um ihre Pflanzenfreunde. Wenn ihr viele Bäume im Garten habt, macht das Laub natürlich einiges an Arbeit, aber auch dabei hilft dein Sohn/deine Tochter wahrscheinlich gerne.

Die Laubhäufen könnt ihr dann den Winter über liegen lassen, damit auch die tierischen Gartenbewohner ein warmes Plätzchen haben. Der Herbst ist außerdem keine schlechte Zeit, um einen Komposthaufen anzulegen. Baumschnitt, Laub und Gras können so gleich sinnvoll verwertet werden, und außerdem ist es einfach faszinierend zu beobachten, wie aus Abfall allmählich wertvolle Pflanzerde wird.

So praktisch all diese Tätigkeiten sind, so viel kann dein Kind auf diesem Wege auch über die Natur lernen.


Sammeln, was die Natur uns vor die Füße wirft

Der Herbst ist wohl die Jahreszeit, in der es am Boden am meisten zu entdecken gibt. Auch wenn man bei kaltem Wetter gerne in Bewegung bleiben möchte, solltet ihr so manchen Spaziergang nur diesem großartigen Universum an Fundsachen widmen.

Von bunten Blättern über Nüsse, Eicheln und Bucheckern bis hin zu trockenen Blüten und Tannenzapfen entgeht Kindern oft kaum etwas von den verschwenderischen Gaben der Natur kurz vor ihrer Winterruhe. Die Beobachtung der Natur verlagert sich im Herbst oft ein wenig von den Prozessen hin zu den Dingen, während alles langsam zum Stillstand kommt.

Das könntest Du gebrauchen:

Das hat den Vorteil, dass das Betrachten und Lernen gut auch zu Hause stattfinden kann. Das gesammelte Material kann zunächst ausgiebig erforscht werden. Kastanien und andere Früchte dürfen ruhig einmal aufgebohrt und genauestens untersucht werden – gerne auch unter der Lupe oder dem Mikroskop.

Und anschließend kann es natürlich zum Basteln oder als Dekoration verwendet werden (Stichwort: Kunst aus Naturmaterialien). Manche Kinder legen auch gerne Sammlungen an, in denen sie ihre wichtigsten Fundstücke sortieren und aufbewahren; dazu eigenen sich besonders gut Boxen oder Vitrinen mit vielen kleinen Fächern wie etwa die Produkte von ToucheDeBois – aber auch ein simpler Eierkarton kann denselben Zweck erfüllen.


Ein Apfel- oder Kartoffelfest veranstalten

In vielen Montessorikindergärten und –schulen ist das Kartoffelfest ein Fixpunkt im Herbst; es ersetzt oder ergänzt vielerorts das Erntedankfest und hat sowohl einen praktischen als auch einen feierlichen Aspekt. Wenn eure Familie nicht gerade selbst einen Kartoffelacker oder einen Apfelgarten besitzt, gibt es vielleicht in der näheren Umgebung jemanden, der bei der Ernte etwas Hilfe brauchen kann und als Entschädigung ein paar Kilo der Ausbeute verschenken möchte.

Das könntest Du gebrauchen:

Besonders lustig wird es natürlich, wenn mehrere Familien zusammenhelfen oder ihr zumindest noch einige andere Kinder dazu einladet. Am Kartoffelacker werden grundsätzlich liegengebliebene Kartoffeln eingesammelt, auf der Apfelwiese das Fallobst. Nach getaner Arbeit bereitet man dann gemeinsam einige leckere Gerichte zu, die am besten auch noch draußen verspeist werden.

Das kann zum Beispiel eine dampfende Kartoffelsuppe oder süßes Apfelmus sein; am offenen Feuer können Folienkartoffeln (ergänzt mit einigen leckeren Saucen) oder Bratäpfel zubereitet werden. In einer Zeit, da viele Obst- und Gemüsesorten rund ums Jahr immer verfügbar sind, spüren und lernen Kinder etwas ganz Grundlegendes, wenn sie sich an der jährlichen Ernte beteiligen und auch merken, wie viel Arbeit in die Produktion von Lebensmitteln investiert werden muss.


Über die Autorin

Ich bin Susannah und schreibe für diesen wunderbaren Blog. Als Erziehungswissenschaftlerin und Mama suche ich stets nach Wegen, wie der Alltag mit Kind sich ruhig und authentisch gestalten lässt. Montessori kann hier viele großartige Impulse liefern, aber man darf sie auch ein wenig „gegen den Strich bürsten“ und zeitgemäß interpretieren. Ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere Artikel hier im Blog zu einem „Hilf mir, es selbst zu tun“ für Eltern werden kann.

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