Kinder Wochenplan: So lernen Kinder Zeit zu verstehen & selbst zu planen

Wenn wir definieren müssten, was „Freiheit“ in einem ganz alltäglichen Sinn bedeutet, sind wir schnell bei der „Freizeit“. Jeder Mensch braucht Zeiträume, die er sich selbst einteilen kann. Und er braucht einen guten Überblick über Termine in der nächsten Zeit, um sich ausreichend darauf vorbereiten zu können. Dazu kann einem Kind ein Wochenplan nach Montessori verhelfen.

Wie nebenbei lernt es so auch die Wochentage kennen und übt sich in abstraktem Denken. Wozu der Montessori Wochenplan sonst noch gut ist und was ihr alles damit anfangen könnt, erfährst du in den nächsten Abschnitten.

Was ist ein Kinder Wochenplan nach Montessori?

Dieses vielfältige Lerninstrument kann in vielen Formen daherkommen: In Form eines Rasters, als Wochenkreis, aus Holz, Papier oder Stoff… Eines ist ihnen gemeinsam: Sie lassen sich alle mit verschiedenen Aktivitäten „befüllen“. Und sie haben sieben Abteilungen, eine für jeden Wochentag.

So entwickelt sich ein tiefgreifendes Verständnis von Zeiteinteilung und Planbarkeit innerhalb einer Woche.


Varianten des Kinder-Wochenplans

Meeres-Thema personalisierbarer Wochenplan PDF.

1. DIY Kinder Wochenplan zum Ausdrucken

Wer sofort loslegen möchte, kann sich diesen tollen Wochenplan einfach selbst ausdrucken.

Enthalten sind neben dem Wochenplan auch über 130 Aktivätskarten.

Man kann den Wochenplan dann einfach einlaminieren oder sogar einrahmen. Dann mit Klettpunkten versehen und schon kann man loslegen. Die preiswerteste und Variante.

Der Plan kann auf Wunsch auch personalisiert werden und auch individuelle Wünsche nimmt werden gerne entgegengenommen. Neben diesem gibt es noch viele weitere schöne Motive aus denen man wählen kann.

Visueller, personalisierbarer Wochenplan mit Aktivitätspiktogrammen.

2. Wochenplan mit Kletterverschluss Karten

Ein Wochenplan kann wie ein Stundenplan in einer tabellarischen Übersicht sein. Bilder stellen die jeweilige Aktivität dar.

So zum Beispiel der preiswerte Wochenplan von HollywayArt, der aus laminiertem Papier besteht.

Die über 130 kleinen Kärtchen, die für die einzelnen Termine & Aktivitäten stehen, sind mit kleinen Klettverschlüssen versehen. Sie zeigen sowohl ein Symbolbild als auch die entsprechende Bezeichnung und reichen von “Gassi gehen” über “Zahnarzt” bis hin zu “Kino”.

Hier bleibt bestimmt kein Platz frei, die ganze Woche kann mit den wunderbarsten Aktivitäten vollgeplant werden.

3. Montessori Wochenplan: Wochenkreis als Teppich

Die grundlegendste Art des Wochenplans ist der Wochenkreis, wie dieser hier aus Fleece.

Der Wochenplan besteht aus sieben Kreissektoren in verschiedenen Farben, wobei jeder für einen Wochentag steht. Manchmal findet sich in der Mitte ein kleiner Kreis, der für die Woche als Ganze steht und mittels dessen ein Wochenthema vorgegeben werden kann.

Der Umgang mit den Plänen für die Woche ist hier ein sehr kreativer. Ihr könnt nicht nur selbst entscheiden, welcher Wochentag welche Farbe hat, sondern müsst ihn auch mit selbstgewählten Objekten befüllen (Anregungen dazu findet ihr weiter unten).

Der Wochenkreis ist sehr beliebt in Kindergärten und Schulen. Er braucht nämlich reichlich Platz und sollte nicht beim Spielen durcheinander geraten. Gleichzeitig bietet er sehr viel Gesprächsstoff und eignet sich deshalb perfekt für die Morgenrunde in der Kita.

Wenn ihr zu Hause einen Wochenkreis pflegen wollt, legt ihn am besten auf einem niedrigen Tischchen zurecht oder findet eine wenig bespielte Ecke dafür. Die Materialien, mit denen ihr eure Pläne symbolisierte, werden am besten in einem Körbchen oder einer Schachtel gesammelt.

4. Wochenplan mit Klebeknete

Auf einem ähnlichen Prinzip basiert der Kalender von GluecksgefuehleDE, bei dem die Kärtchen aber mit Klebeknete am Plan befestigt werden.

Dadurch, dass die Bilder nicht beschriftet werden, gibt es einen gewissen Deutungsspielraum, der auch mehr Kreativität zulässt.

Es werden 70 Bildkärtchen für Freizeitaktivitäten mitgeliefert, wobei diese mit weiteren 18 Kärtchen für die Alltagsroutine ergänzt werden können.

Das schöne an den beiden letztgenannten Kalendern ist, dass sie mit ihren vielen Bildkärtchen auch Anregung für langweilige Nachmittage bieten.

Beim Planen der Woche kann es außerdem sein, dass plötzlich eine tolle Idee aufkommt und jemand sagt: “Wieso waren wir eigentlich noch nie zelten? Das könnten wir doch nächstes Wochenende machen!


Wie soll ich den Wochenplan einführen?

Der richtige Zeitpunkt für den Wochenplan ist dann gekommen, wenn dein Kind von sich aus über die nahe Zukunft spricht und Ausdrücke wie „später„, „morgen“ oder „in zwei Tagen“ versteht.

Dann kannst du damit beginnen, den aktuellen Tag zu benennen und dabei langsam die Symbole für Aktivitäten einführen. Wenn ihr morgens ausreichend Zeit habt, ist das eine schöne Gelegenheit, ein wenig Nähe herzustellen, bevor alle Familienmitglieder ihrer Wege gehen.

Es dauert ja auch kaum länger als eine Minute, nach dem Muster:

  • Heute ist Mittwoch.
  • Heute gehst du in die Kita und ich gehe in die Arbeit.
  • Wenn ich dich abhole, gehen wir mit dem Laufrad in den Park.
  • Und abends kochen wir zusammen Tacos.

Wenn dein Kind dieses Prinzip gut verstanden hat, kann es selbst den Tag „planen“.

Dann könnt ihr die Übung auf die nächsten ein bis zwei Tage ausweiten. Am Ende könnt ihr den Sonntagabend oder Montagmorgen nutzen, um die ganze Woche zu planen. Versteht sich von selber, dass es dabei immer Platz für spontane Einfälle und Planänderungen gibt.

Was lernt ein Kind anhand des Montessori Wochenplans?

Das Offensichtliche zuerst: Der Wochenplan bietet eine visuelle und haptische Grundlage für das Verständnis des Wochen-Rhythmus.

Für jüngere Kindergartenkinder heißt das zunächst:

  • Begreifen, dass wir die Zeit in Wochen einteilen
  • Die Zahlen bis sieben fassen und bis sieben zählen können 
  • Die Namen der Wochentage lernen
  • Den Wochentagen bestimmte Ereignisse zuschreiben können (etwa: am Samstag und Sonntag gibt es keine Kita)

In der Vorschul-/Schulzeit kommt hinzu:

  • Die Wochentage schreiben und lesen lernen 
  • Von der Verwendung von Symbolen zu verbalen Bezeichnungen übergehen
  • Auch schulische Aktivitäten in der Gruppe und allein mit dem Wochenkalender planen

Doch in Wirklichkeit lernt dein Kind aus dem Wochenplan noch einiges mehr.

Was Kinder lernen

Es entwickelt zunächst einen Begriff von der nahen Zukunft, und zwar den nächsten (maximal) sieben Tagen.

Es erfährt außerdem, dass die Einteilung in Wochen zu einem bestimmten Rhythmus führt und bestimmte Ereignisse regelmäßig wiederkehren:

  • Jeden Donnerstag ist Naturtag;
  • jeden Samstag gehen wir gemeinsam in die Stadt;
  • jeden Montag geht die Kita-Woche von Neuem los.

Im nächsten Schritt kann ein Kind lernen, die nächste Woche zu planen. Dabei gibt es unveränderliche Fixpunkte (z.B. der Naturtag am Donnerstag), aber es gibt auch viel freie Zeit, in der es nach Lust und Laune eigene Aktivitäten planen kann.

Das führt letztlich zur Erkenntnis, dass

  • wir die Zukunft aus der Gegenwart heraus beeinflussen und „berühren“ können.
  • Gleichzeitig vertiefen sich Emotionen wie Vorfreude oder Furcht vor unangenehmen Ereignissen.

Vermutlich wird dein Kind bei einer dieser Gelegenheiten erfahren, dass auch der beste Plan manchmal über den Haufen geworfen wird. Bei einer Sturmwarnung wird der Naturtag abgeblasen. Das Kind ist krank und die Kita fällt deshalb aus. Der Arzttermin muss verschoben werden. Aber auch schöne Dinge kommen unvorhergesehen: ein spontaner Besuch, eine Überraschung, ein großartiger Einfall, der alle Pläne zunichte macht.

Der Umgang mit Zukünftigem gehört sicher zu den wichtigsten Lernzielen des Wochenplans. 

Entscheidend ist dabei, dass es dabei ein wenig Entscheidungsfreiheit gibt. In Montessori-Schulen können die Schülerinnen und Schüler oft innerhalb der vorgegebenen Struktur ihre Aktivitäten selbst planen. Zu Hause könnt ihr es ähnlich halten. Am Nachmittag gibt es jeweils einen freien Zeitraum, den dein Kind sich selbst einteilen kann.

Mit welchen Materialien kann man den Wochenplan ergänzen?

Wichtig ist zunächst, dass es für alle regelmäßigen Aktivitäten in eurem Leben ein Symbol gibt: Für die Kita, fürs Kochen, für den Spielplatz, für Autofahrten… Manche Wochenpläne werden mit entsprechenden Symbolkarten geliefert.

Andere, wie der Wochenkreis von Montessori Lernwelten, müssen erst noch ausgestattet werden. Es eignen sich hierfür Bildkärtchen oder Postkarten, aber auch kleine Gegenstände (Naturmaterialien oder Selbstgebasteltes, aber auch Playmobil oder anderes Spielzeug).

Außerdem könnt ihr ab etwa vier Jahren die Wochentage mit entsprechenden Kärtchen, Symbolen oder Farben einführen. 

Es ist außerdem ein schönes Ritual, für jede neue Woche einen neuen Gegenstand oder ein neues Symbol zu finden. Das kann sich auf ein bestimmtes Ereignis beziehen, aber es kann auch einen Wunsch für die Woche ausdrücken.

Z.B.:

  • „Diese Woche gehen wir jeden Tag in den Wald“,
  • „Diese Woche brauchen wir viel Glück“ oder
  • „Diese Woche bereiten wir den Urlaub vor“. 

Montessori Wochenplan selbst basteln

Nichts leichter als das! Je nach Vorliebe könnte ihr sowohl eine Wochen-Tabelle als auch einen Wochenkreis selbst herstellen und ihn ganz an eure Bedürfnisse anpassen.

Wochenplan in Tabellenform

Ein klassischer Stundenplan kann aus einer Vielzahl von Materialien bestehen. Wichtig für den Montessori-Charakter ist, dass es feste Symbole für bestimmte Anlässe gibt und dass der Wochenplan immer wieder neu bearbeitet werden kann.

Für jüngere Kinder sollten auch die Wochentage und Tageszeiten mit Symbolen oder Farben versehen sein, damit sie diese gut unterscheiden können. Ästhetische Inspiration könnt ihr etwa auf Pinterest finden.

  • Die schlichteste Form des Wochenplans besteht ganz einfach aus Papier oder Pappe. Die Symbole für die verschiedenen Aktivitäten werden einfach auf die entsprechende Stelle am Wochentag gelegt.
    Wird der Plan laminiert, kann er beschrieben werden und wird zugleich haltbarer.
  • Wenn ihr den Aufwand nicht scheut, könnt ihr natürlich auch ein Holzbrettchen als Wochenplan beschriften und kleine Holzplättchen mit Symbolen bemalen. Wie beim Papp-Wochenplan können die Plättchen einfach gelegt werden.
    Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, etwa kleine Klettverschlüsse zum Kleben, Haken und Ösen oder kleine Nägel, an denen die Plättchen aufgehängt werden können.
  • Für Schulkinder ist der Wochenplan zum Immer-wieder-Beschriften eine günstige Variante. Familien nutzen dazu kleine Whiteboards, die am besten auch noch eine Magnetfunktion haben, oder die klassische schwarze Tafel (Bei Montessori-Lernwelten gibt es beides in einem hier).
    Die Wochenstruktur wird dazu am besten mit Permanent-Marker oder Farbe aufgezeichnet, sodass nur die verschiedenen Aktivitäten jeweils gelöscht und wieder neu eingetragen werden können.

Der Wochenkreis

Der Wochenkreis kann ebenfalls aus einer Vielzahl aus Materialien bestehen. Papier ist wiederum die unkomplizierteste, aber auch am wenigsten haltbare Möglichkeit. Wochenkreise bestehen sehr oft aus Textil, idealerweise aus leichtem Filz, Fleece oder fester Baumwolle (Canvas o.ä.).

  1. Dazu bereitest du am besten ein Schnittmuster für einen einzelnen Kreissektor vor (ein gleichschenkliges Dreieck mit einem spitzen Winkel von 51,4°, das dann unten abgerundet wird).
  2. Die Kreissektoren werden jeweils aneinander genäht und dann rundherum gesäumt.
  3. Über Größe und Farbauswahl entscheidet ihr am besten gemeinsam.
  4. Der Wochenkreis wird dann noch durch zahlreiches Material ergänzt, mit dem ihr die verschiedenen Aktivitäten und Termine in eurem Alltag symbolisieren könnt.
Über die Autorin

Ich bin Susannah und schreibe für diesen wunderbaren Blog. Als Erziehungswissenschaftlerin und Mama suche ich stets nach Wegen, wie der Alltag mit Kind sich ruhig und authentisch gestalten lässt. Montessori kann hier viele großartige Impulse liefern, aber man darf sie auch ein wenig „gegen den Strich bürsten“ und zeitgemäß interpretieren. Ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere Artikel hier im Blog zu einem „Hilf mir, es selbst zu tun“ für Eltern werden kann.

Über das gesamte Montessori-Kinder Team erfährst Du auf der Über uns“ Seite