Montessori Pädagogik bedeutet, das Kind in seiner Persönlichkeit zu akzeptieren und ihm respektvoll zu begegnen. Es auf seinem individuellen Entwicklungsweg liebevoll, doch konsequent zu begleiten.
Montessori Pädagogik Zusammenfassung
- Kindzentrierter Ansatz
- Betonung der individuellen Entwicklung jedes Kindes
- Kinder als aktive, selbstmotivierte Lernende
- Vorbereitete Umgebung
- Strukturiert, klar und ästhetisch
- Materialien sind frei zugänglich für Kinder
- Spezifische Montessori-Materialien
- Entwickelt, um Sinne zu schulen und Verständnis zu fördern
- Selbstkorrigierend, was zur Selbstständigkeit beiträgt
- Freiarbeit
- Kinder wählen ihre Arbeit selbst aus
- Ununterbrochene, selbstbestimmte Arbeitszeit
- Rolle des Erziehers
- Beobachter und Begleiter statt Lenker
- Bereitet die Umgebung vor und interveniert nur, wenn nötig
- Förderung der Selbstständigkeit
- Kinder werden dazu ermutigt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen
- Entwicklung von Verantwortung und Selbstbewusstsein
- Entwicklung in eigenen Tempo
- Individualisiertes Lernen, das auf den Entwicklungsstand des Kindes abgestimmt ist
- Kein festgelegter Lehrplan, der für alle gleich ist
- Ganzheitliche Entwicklung
- Berücksichtigung der körperlichen, geistigen und sozialen Entwicklung
- Integration von Bewegung, Spiel und Arbeit
- Friedenserziehung
- Förderung von Respekt, Empathie und sozialer Verantwortung
- Lernen durch Kooperation statt Wettbewerb
- Praktisches Lernen
- Betonung von „Learning by Doing“
- Verbindung von Theorie und Praxis
- Altersgemischte Gruppen
- Kinder verschiedener Altersstufen lernen gemeinsam
- Ältere Kinder helfen jüngeren, was soziale Fähigkeiten fördert
- Selbstkorrektur und Selbstbewertung
- Kinder lernen, ihre eigenen Fehler zu erkennen und zu korrigieren
- Externe Bewertungen und Noten werden vermieden
Anfänge der Montessori Philosophie
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte die im Jahr 1870 in Italien geborene und für ihre humanistische Einstellung bekannte Maria Montessori eine Bildungsphilosophie, an der sich noch heute zahlreiche Pädagogen orientieren.
Die weltoffene Ärztin und Reformpädagogin war ihrer Zeit weit voraus und beendete beispielsweise als erste Frau Italiens Ihr Medizinstudium mit einem Doktorgrad.
Als alternative Form der Pädagogik steht die Montessori-Philosophie in deutlichem Kontrast mit den konventionellen Lehrmethoden in Kindergärten und an unseren Schulen.
Das Montessori-Konzept begleitet junge Menschen vom Baby bis zum jungen Erwachsenen und bildet eine wertvolle Alternative zu unserer modernen Erziehungskultur und in unserer Bildungslandschaft.
Überraschende Erfolge im Case dei Bambini
In einem Arbeiterviertel der Stadt Rom, San Lorenzo, eröffnete Maria Montessori im Jahr 1907 das erste Kinderhaus („Casa dei Bambini“).
Mit großem und überraschendem Erfolg praktizierte sie dort ihre Auffassung eines begleitenden Lernens und einer freien Entfaltung für Kinder.
An anderen Orten folgten noch während ihrer Lebzeiten viele weitere Einrichtungen ihrem Beispiel.
Die erste Montessorischule Deutschlands wurde bereits im Jahr 1923 in Jena eröffnet.
Bald darauf war ihre Methode so angesehen, dass sie weltweit Kurse hielt, in denen sie ihre Pädagogik vermittelte. Die Montessori-Bewegung nahm ihren Lauf.
Das revolutionäre an Maria Montessori’s Pädagogik war, dass sie das Kind in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen stellte und von diesem Blickwinkel aus ihre Pädagogik und die damit verbundene Lernumgebung und Materialien entwickelte.
Montessoris Leitgedanke ‚Hilf mir, es selbst zu tun‚ bietet einen ganz neuen Ansatz schon die Jüngsten in ihrer Entwicklung zu fördern.
Das Kind im Vordergrund
Als einzigartige und respektable Persönlichkeit wird jedes Kind als Individuum geschätzt. Begleitet von diesem pädagogischen Bildungskonzept, wachsen die jungen Menschen ohne Beeinflussung und kritische Blicke von Außen auf.
Maria Montessori verfolgte als vorrangiges Ziel, das Selbstvertrauen und die Selbstständigkeit der jungen Menschen zu stärken.
Das von ihr entwickelte und noch heute in Kindertagesstätten und Schulen praktizierte Lernkonzept fördert das einzelne Kind auf bestmögliche Weise.
Ziel der Montessori Pädagogik
Das Ziel der Montessori-Pädagogik ist es, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und sie auf das Leben als selbstständige Erwachsene vorzubereiten.
Die Bildungspalette der Montessorieinrichtungen umfasst heute Kindertageseinrichtungen und Kinderkrippen, Förderschulen, Grundschulen und weiterführende Schulen.
Die dort arbeitenden Montessoripädagogen verfügen über eine Zusatzausbildung und sind darin geschult die emotionale Situation und die Bedürfnisse des einzelnen Kindes zu erkennen und achtsam seine Stärken zu fördern.
Ihre Rolle ist nicht die eines Erziehers oder Lehrers, sondern eines Begleiters.
Da Kinder Neues am besten und nachhaltigsten über ihre Sinne verinnerlichen, verfügen alle Montessori-Einrichtungen über spezielles Material.
Montessori in Kindergarten & Schule
Grundsätzlich kann man sagen, dass der Bildungsweg in der Montessoripädagogik in drei Etappen eingeteilt wird:
- das wichtige und prägende erste Kindheitsstadium im Alter von 1 bis 6 Jahren,
- das zweite Kindheitsstadium von 6 bis 12 Jahren
- Jugendstadium, von 12 bis 18 Jahren.
An einer Montessori-Schule tritt der Lehrer in den Hintergrund und begleitet die Schüler gemäß dem Grundgedanken Montessoris ‚Hilf mir, es selbst zu tun‘. Sie führen das Kind nur behutsam zu Aktivitäten hin und wecken sein Interesse für neue Wissensgebiete.
Von Beginn an werden die Kinder achtsam begleitet.
Maria Montessori erkannte, dass besonders die ersten 6 Lebensjahre eines Menschen von fundamentaler Bedeutung sind.
Als alternative Lernform verzichten Montessori-Schule auf das bekannte Notensystem – und bieten den jungen Menschen stattdessen altersgemischte Jahrgänge, Raum und Zeit zum individuellen Lernen in Freiarbeit.
Diese Freiarbeit ist ein Grundbaustein der Montessoripädagogik. Anders als im konventionellen Schulbetrieb entscheiden hier nicht die Lehrer darüber wie, was und wann ein Kind lernt oder womit es spielt – es sind die Kinder, die diese Wahl selbstverantwortlich treffen.
In der Praxis sieht es so aus, dass die Klein- und Vorschulkinder selbst entscheiden, wie lange und intensiv sie sich mit einem Spielzeug beschäftigen möchten – und dies in erstaunlich harmonischer und ruhiger Atmosphäre ohne Außendruck tun.
Auch das Lernen in der Montessorischule kommt in der Praxis ohne das klassische Lehrer-Schüler-Gefälle aus.
Ruhige Leseecken und ein gemütlicher Teppich ersetzen in einer Montessorischule die Schulbänke in Reih‘ und Glied.
Heute wählen viele Eltern eine Montessorieinrichtung als Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem für ihr Kind.
Der offene und experimentelle Unterricht unterstützt die jungen Menschen darin, ihren eigenen Willen zu formen und selbstständig zu handeln.
Die Schüler einer Montessorischule werden angeleitet ihren persönlichen Lernrhythmus zu finden. Diese Eigenverantwortung führt dazu, dass die Kinder und Jugendlichen schließlich eine innere Disziplin entwickeln, die sie beim Lernen und auch später im Leben bei der Durchsetzung und der Erreichung ihrer Ziele unterstützt.
Übrigens: Montessorischulen gibt es auf allen Bildungsebenen – und es können alle herkömmlichen Schulabschlüsse erworben werden.
3 Etappen des kindlichen Bildungswegs
Maria Montessori erkannte, dass sich in den ersten sechs Lebensjahren die individuelle Persönlichkeit und die Grundlagen für die Fähigkeiten eines Menschen ausbilden.
Während der sogenannten ‚sensitiven Perioden‚ ist ein Kind besonders empfänglich für neue Reize und Erfahrungen und konzentriert in sein Tun versunken.
Dies ist beispielsweise der Fall, wenn es mit seinem selbstgewählten Spielmaterial neue Welten, wie die Welt der Farben oder Töne, erkundet und entdeckt.
Während des zweiten Kindheitsstadiums durchläuft ein Kind verschiedene Erkenntnisprozesse. Auch diese beruhen primär auf sinnlichen Erfahrungen.
Die Welt wird noch immer am effektivsten mit den Händen begriffen, ertastet, berührt, angeschaut, gehört und geschmeckt; also mit allen Sinnen wahr-genommen.
Das Jugendstadium schließlich ist eine Phase des Umbruchs und gemäß der Montessori-Philosophie finden die jungen Menschen in diesem Lebensabschnitt eine sichere und Halt gebende Umgebung in der Montessorischule, während sie ihr Selbstbewusstsein ausbilden, im Außen erproben und ihren Platz in der Gesellschaft finden.
Montessori Material
Die “Vorbereitete Umgebung”, nimmt in der Montessori Pädagogik einen besonderen Stellenwert ein. Die Vorbereitete Umgebung nach Montessori, birgt einen hohen Anregungs- und Aufforderungscharakter für das Kind. Die Umgebung unterscheidet sich je nach Alterstufe der Kinder.
Die vorbereitete Umgebung ist damit nichts Starres, Gleichbleibendes, Identisches, sondern etwas im höchsten Masse Flexibles und Unterschiedliches, dass die Einfühlung, Kenntnis und Fantasie der PädagogInnen herausfordert.
Durch das Greifen des Materials gelangt das Kind zum inneren Be-greifen. Das Begreifen im Gehirn wird durch Begreifen des Materials mit den Händen und den Sinnen erlangt. “Nichts ist im Geist, was nicht zuvor in den Sinnen war.”
Lernen wird möglich durch den handelnden, selbsttätigen Umgang mit konkreten Dingen. Eigene Erkenntnisse und Einsichten gewinnen sind erfolgreicher und lehrreicher als passives Zuhören und Belehren lassen.
Jedes Montessori Material verfügt über eine “Fehlerkontrolle”. Dadurch braucht das Kind keinen korrigierenden Lehrer, der das Kind eher entmutigt.
Das Kind kann Fehler erkennen und korrigieren- Fehler sind Helfer.
Das Material hat einen sachlogischen Aufbau. So wird das Kind diesem Aufbau folgend in das Material eingeführt. Es kann dann selbständig damit umgehen, erkunden, experimentieren, Neues heraus finden. So oft und lange es möchte.
Maria Montessori spricht von Entwicklungsmaterialien und nicht von Spielsachen, da diese Materialien dem Kind ermöglichen, sich aus eigener (innerer) Kraft, wichtige Dinge für seine Entwicklung anzueignen. Dennoch gibt es inzwischen eine große Auswahl sog. Montessori-inspirierte Spielzeuge.
Es gewinnt im selbständigen und selbstaktivem handelndem Umgang mit dem Material Erfahrungen und Einsichten. Das Material ermöglicht dem Kind sich in seinem eigenen Lerntempo weiter zu entwickeln. Die Materialien geben dem Kind damit den “Schlüssel zur Welt”, sind jedoch kein Ersatz für die Welt.
Die Tätigkeit des Kindes wertschätzen wir als Arbeit: “Das Kind arbeitet”. Vieles was von Erwachsenen als einfach empfunden wird, wird vom Kind tatsächlich als Arbeit erlebt. Es ist anstrengend, braucht Zeit, Geduld, Konzentration usw.
In der Montessori Pädagogik steht immer das Kind im Mittelpunkt, dessen Entwicklung durch das Material unterstützt wird. Die Materialien sollen dem Kind “Rüstzeug” sein, die ganze Welt und ihre Kultur nach und nach zu erobern.
Montessori-Materialien für alle Altersklassen
Montessori Materialien zeichnen sich besonders durch ihre Vielseitigkeit aus, die alle Lernbereiche abdecken.
So gibt es zum Beispiel
- mathematisches- und sprachliches Material,
- Übungen der Stille und zur Förderung der Sinne oder des täglichen Lebens.
- Das so genannte Sinnesmaterial bildet den vielleicht bekanntesten Bereich der Montessori-Materialien und ermöglicht ein ganzheitliches Lernen.
Sie sprechen alle Sinne an, also den Tast-, Hör-, Seh-, Geruchs- und Geschmackssinn. Wobei der haptische Sinn, also das Tasten und Fühlen besonders bei kleinen Kindern im ganzheitlichen Lernen eine übergeordnete Rolle spielt.
Montessori-Materialien bestehen übrigens grundsätzlich aus natürlichen Materialien, wie zum Beispiel aus Holz.
Mit allen Sinnen zu lernen, entspricht einem der Grundgedanken der Montessori-Pädagogik. Denn die Welt lässt sich im wahrsten Sinne des Wortes beim Betasten mit den eigenen Händen am besten ‚be-greifen‘.
Allen Montessori-Materialien ist gemeinsam, dass sie das selbstständige Aneignen neuer Fähigkeiten fördern.
Besonderheiten der Montessori-Pädagogik
Obwohl sich die Lehrmethoden und die Art des Lernens in einer Montessori-Einrichtung von einer herkömmlichen Schullaufbahn unterscheiden, sind die Lerninhalte und die zu erreichenden Abschlüsse vergleichbar.
Eine Besonderheit möchte ich hier jedoch erwähnen: Maria Montessori stand für die Idee ein, dass jeder Mensch von Geburt an als Mikrokosmos ein Teil des größeren Makrokosmos ist.
Die besondere Fähigkeit und Aufgabe eines jungen Menschen besteht im Laufe seiner Entwicklung daher darin, sich über seine eigene Rolle oder Position im Kosmos, also im großen Zusammenhang der Gesellschaft, bewusst zu werden.
Diese Entwicklung wird in den Montessori-Einrichtungen im Rahmen der ‚Kosmischen Erziehung‘ durch geschulte Pädagogen unterstützt.
Selbstständig lernen heißt auch Fehler machen dürfen
Dass die Kinder sich ihren Interessen und Fähigkeiten gemäß selbst das Spielzeug und die Lernmaterialien aussuchen dürfen ist fester Bestandteil der Montessori-Philosophie. Dies sollte jedoch auf keinen Fall den Anschein einer ‚Narrenfreiheit‘ erwecken – die Begleitung und Anleitung zur Eigenständigkeit gehen mit einigen Regeln beziehungsweise Konsequenzen einher.
So ist zum Beispiel die Einrichtung eines Montessori-Kinderhaus mit Bedacht auf die jeweilige Altersgruppe abgestimmt, so dass ein Kind selbstständig alle Materialien erreichen oder auch seinen Stuhl beim Aufräumen selbst tragen kann.
Die Selbstständigkeit der Kinder setzt auch ein gewisses Maß an Verantwortung voraus. So wird ein Kind beispielsweise schnell herausfinden, dass es nicht mit den Wasserfarben weiter malen kann, wenn das Malwasser verschüttet wurde.
Die Pädagogen bringen dem Kind viel Geduld entgegen – und lassen ihm Zeit aus seinen Fehlern und Misserfolgen zu lernen.
Ansatzweise wird die alternative und bewährte Montessori-Pädagogik heutzutage bereits in konventionellen Schulen umgesetzt.
Maria Montessori war eine intelligente und mutige Frau mit einem großen Herzen für Kinder – und weit mehr als 100 Jahre nach der Eröffnung des ersten Kinderhauses folgen Pädagogen heute weltweit ihrem Beispiel.