Montessori Spiegel: Das lernt Dein Kleinkind und Gründe, warum er Sinn macht

Montessori Spiegel sind eine interessante Ergänzung für die Einrichtung deines Montessori Kinder- aber auch Babyzimmers. Wir sind der Meinung, dass der Spiegel nicht nur ins Badezimmer als Mittel zur Körperpflege gehört, vielmehr hat er eine elementare Bedeutung Raum und Perspektive zu erlenen und das Selbst zu erfahren.

In diesem Artikel zeige ich Dir zuerst ein paar Beispiele von schönen Montessori Spiegeln und erläutere im zweiten Teil die Bedeutung welche Kompetenzen das Kind mit einem Spiegel trainiert, wo der Spiegel hingehört und wir man ihn einführt.

Viel Spaß!

Holzspiegel mit Haltestange

Kind sitzt auf Holz Regenwippe

Dieser wunderbar hochwertige Spiegel wird im Hochformat befestigt und ist mit seinen annähernd quadratischen Maßen sehr platzsparend. Die angenehm abgerundete Holzstange ist ideal für kleine Kinderhände – außerdem kann sie für sehr junge Kinder ganz unten, für ältere dann weiter oben angebracht werden.

Später kann sie auch ganz weggelassen werden, dann findet der Spiegel noch im Jugendzimmer einen zentralen Platz oder kann anderweitig weiterverwendet werden.

Auf einen Blick:
  • Auch für ein kleines Kinderzimmer oder eine kleine Wohnung geeignet
  • Stabiler Rahmen aus wunderbarem Erlenvollholz
  • Stange auf vier verschiedenen Höhen befestigbar
  • Über das Kleinkindalter hinaus verwendbar

Der schlichte Klassiker von Leeatoys

Montessori-Spiegel sind oft im Querformat befestigt, so wie es bei diesem Exemplar hier der Fall ist. Der ganz simpel designte Spiegel kommt ohne Rahmen aus, die Stange kann auch hier auf verschiedenen Höhen montiert werden.

Auf einen Blick:
  • Im originalen Montessori-Querformat gehalten
  • Schnörkellos ohne Rahmen oder Verzierungen
  • Höhenverstellbare Stange
  • Leicht zu befestigen

Montessori-Spiegel von AMOVAmuebles

Bunte Holz Regenbogenwippe

Der eher massive Spiegel von AMOVAmuebles wird in Spanien handgefertigt. Rahmen und Stange bestehen aus stabilem Kiefernholz, die runde Stange ist zum Festhalten besonders gut geeignet.

Sie ist auf zwei verschiedenen Höhen zu befestigen: Einmal mittig, einmal am oberen Rand des Spiegels (bei dieser Position kann ein etwas älteres Kleinkind sich zur Gänze im Spiegel betrachten und sich oben festhalten). 

Auf einen Blick:
  • Schöner, kindgerechter Spiegel aus robustem Kiefernholz
  • Im klassischen Querformat gehalten
  • Zwei Positionen für die angenehm runde Klimmzugstange
  • Sehr gute und sichere Befestigung

Praktischer Spiegel von ZGjouetsbois

Umgedrehte Regenbogenwippe

Dieser quadratische Spiegel ist kompakt und trotzdem groß genug, damit ein Kleinkind darin den größten Teil seines Körpers betrachten kann. Besonders ist hier die Befestigung der Stange im oberen Bereich des Spiegels, wobei aus drei verschiedenen Einstellungen eine ausgewählt werden kann.

Das Kind muss also recht weit nach oben fassen, um die Stange greifen zu können.

Auf einen Blick:
  • In zwei verschiedenen Lasierungen (hell und dunkel) zu haben
  • Praktische Größe, auch bei wenig Platz
  • Eher für Kleinkinder als für Säuglinge geeignet
  • Schönes und gut durchdachtes Design

Was macht einen Spiegel zu einem Montessori-Spiegel?

Grundsätzlich kann ein jeder Spiegel mit einer etwas größeren Fläche (ab etwa 40×40 Zentimetern) als Montessori-Spiegel herhalten. Wichtig ist, dass er

  • gut und gleichmäßig reflektiert,
  • sicher befestigt werden kann und
  • am besten auch nicht zerbrechlich ist.

Viele Montessori-Spiegel für Babys und Kleinkinder sind rechteckig (runde Spiegel sind weniger geeignet) und werden im Querformat aufgehängt, also genau anders, als es sonst üblich ist. Erwachsene betrachten sich meist stehend im Spiegel, Babys liegen aber häufiger und sind natürlich auch kleiner. Das Querformat erlaubt es außerdem, einen recht großen Ausschnitt der Umgebung im Spiegel zu betrachten.

Es gibt aber auch einige Montessori-Spiegel, die (annähernd) quadratisch sind oder als Hochformat funktionieren. Befestigt wird der Spiegel in Bodennähe, entweder direkt aufliegend oder etwa auf zehn Zentimetern Höhe. Für etwas ältere Kleinkinder kann der Abstand vom Boden dann größer sein.

Sehr viele Spiegel, die unter dem Prädikat “Montessori” laufen, verfügen über eine Querstange, an der sich ein älteres Baby festhalten und hochziehen kann. Der Spiegel muss mit keiner solchen Stange versehen sein, aber sie wird sich als sehr nützlich erweisen.

Einige Eltern nutzen den Spiegel auch, indem sie ihn auf den Boden legen. Ein Baby, das gerade lernt, sich umzudrehen oder zu krabbeln, kann so den eigenen Körper aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachten und auch den Raum auf neue Weise erfahren. Hier ist es besonders wichtig, dass der Spiegel nicht zerbrechen kann.

Welche Bedeutung hat der Spiegel in der Montessori-Pädagogik?

Dass ein Spiegel oft Teil eines Baby– oder Kinderzimmers ist, das nach Montessori eingerichtet wurde, hast du vielleicht schon gehört.

Die Ursprünge dieser Praxis sind nicht ganz klar, aber auf jeden Fall sind Spiegel auf Augenhöhe des Kindes von jeher ein wichtiger Bestandteil eines “Montessori-Raumes”.

Ungewöhnlich ist der Standpunkt, dass schon ganz kleine Säuglinge sehr viel mit einem Spiegel anfangen können. Der Spiegel gehört also nicht erst ins Badezimmer, wenn ein Kleinkind seine Körperpflege selbst in die Hand nimmt. Tatsächlich hat er eine elementare Bedeutung, die weit darüber hinausgeht, das eigene Erscheinungsbild zu überprüfen.

Über einen Spiegel kann ein Kind schon mit wenigen Monaten enorm viel über den Raum und die Perspektive lernen. Welche besonderen Fähigkeiten es sich auf diesem Weg aneignen kann, liest du weiter unten im Text nach.

Welche Kompetenzen trainiert ein Kind mit einem Montessori-Spiegel?

Räumliches Verständnis

Der Montessori-Spiegel wird zu einem Zeitpunkt eingeführt, wo noch kein Kind in der Lage ist, sich selbst im Spiegel zu erkennen. Tatsächlich geht es im ersten Schritt auch gar nicht um die eigene Person, sondern um den Raum. Der Spiegel kann mit einem Mobile oder einem Spielbogen kombiniert werden.

Zunächst entsteht so eine neue räumliche Ebene, der Spiegel erweitert den Raum, in dem das Kind sich befindet. Er eröffnet neue Möglichkeiten der Beobachtung, ist ein Schauplatz für das Spiel von Licht und Schatten.

Bis ein Baby begreift, dass der Spiegel eine Doppelung schafft, dass ein- und derselbe Gegenstand einmal im Raum und einmal im Spiegel zu sehen sein kann, vergehen einige Monate. Diese Einsicht hat mit dem Verständnis für Kausalität zu tun. Hier kann der Spiegel besonders viel leisten, weil sich im Spiegel verlässlich jedes Mal etwas verändert, wenn das Kind seine Umwelt manipuliert oder sich bewegt.

Diese Effekte kann es wiederholen und hier immens viel davon begreifen, wie seine Lebenswelt funktioniert.

Selbstbewusstsein und Selbstbild

Der Spiegel ist in der Kognitionswissenschaft ein ziemlich bedeutsamer Gegenstand: Er wird genutzt, um festzustellen, ob ein Mensch oder Tier über Selbstbewusstsein verfügt.

Das geschieht über den “Rouge-Test”. Hier wird z.B. einem einjährigen Kind ein roter Punkt auf die Stirn gemalt oder geklebt. Wenn es in den Spiegel schaut und anschließend versucht, den roten Punkt zu entfernen, heißt das, es hat sich selbst im Spiegel erkannt. Wer sich selbst im Spiegel erkennt, ist sich seiner Selbst bewusst – so die Theorie.

Übrigens bestehen nicht nur Kinder den Rouge-Test, sondern etwa auch Delfine und Schimpansen.

Der Spiegel dient also dazu, eine Vorstellung vom eigenen Selbst zu entwickeln. Man könnte vielleicht sagen: Mithilfe des Spiegels versteht ein Kind, dass es einen Blick von außen auf es selbst gibt.

Es begreift, dass es selbst ein Mensch unter Menschen ist und sich daher auch betrachten kann, wie es andere Menschen betrachten kann – und zwar im Spiegel. Es kann ausprobieren, was es mit seinem Körper so alles machen kann und entwickelt so nicht nur ein Bewusstsein vom eigenen Selbst, sondern auch ein solides Selbstvertrauen.

Am besten ist es, wenn ihr den Spiegel auch manchmal gemeinsam nutzt und darüber sprecht, was man darin so alles entdecken kann.

Körperbewusstsein und Selbstwirksamkeit

Das Körperbewusstsein ist mit dem Selbstbewusstsein verwandt, aber es ist intuitiver – eben körperlicher. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass auch ein Säugling von sechs oder acht Monaten begreift, dass er selbst im Spiegel etwas verursacht, auch wenn ihm nicht ganz klar ist, was.

Aber er erlebt, dass durch seine eigenen Bewegungen etwas geschieht, und das ist ein ganz unmittelbares Zeugnis seiner eigenen Wirksamkeit in der Welt.

Zu Beginn beschränkt sich diese Wirksamkeit vielleicht auf das Mobile, das über dem Kind hängt und vom Spiegel reflektiert wird. Doch der Spiegel begleitet die Entwicklung der Mobilität und des Körperbewusstseins stetig.

Besonders wichtig wird er, wenn das Baby lernt:

  • sich auf den Bauch zu drehen,
  • sich aufzustemmen,
  • zu krabbeln und
  • aufzustehen.

Hier erweist sich eine Stange am Spiegel als sehr wertvoll. 

Kreativität

Sowie ein Kleinkind verstanden hat, wie ein Spiegel funktioniert, kann es diesen für eine Vielzahl an Experimenten nutzen:

  • Das ist mein Gesicht: Grimassen schneiden, andere imitieren, Gesichtsausdrücke ausprobieren, Emotionen erkennen
  • Das ist mein Körper: Tanzen vor dem Spiegel, Gymnastik-Übungen alleine und zu mehreren, Körperteile im Spiegel betrachten
  • Das ist meine Welt: Gegenstände im Spiegel betrachten (besonders interessant: Lichtquellen), den Spiegel modifizieren (mit großen Tüchern abhängen, mit Fensterbildern bekleben, mit abschwaschbaren Farben bemalen)

So führst Du den Montessori Spiegel ein

Eine sehr bewährte Möglichkeit ist die, den Spiegel von Anfang an mit den Montessori-Mobiles zu kombinieren.

Es bietet sich sogar an, dein Baby erst einmal in einer möglichst leeren, freien Ecke auf dem Rücken liegend vor den Spiegel zu platzieren. Das kannst du versuchen, sobald dein Baby für längere Zeit wach ist und die Augen geöffnet hält, also durchaus schon im ersten oder zweiten Lebensmonat.

Zu diesem Zeitpunkt muss das Kind aber wirklich sehr nahe am Spiegel liegen (mit einem Abstand von etwa zwanzig bis dreißig Zentimetern), um darin etwas erkennen zu können. Wenn du dann ein neues Montessori-Mobile einführst, kannst du das immer schon in nächster Nähe zum Spiegel tun und dort einen festen Platz zum Beobachten und Schauen einrichten.

Falls du es in diesem Alter verpasst haben solltest, einen Spiegel im Babyzimmer aufzustellen: Es ist nie zu spät dafür.

Besonders faszinierend wird der Spiegel ab etwa acht Monaten, und dann natürlich, wenn sich das Kind selbst im Spiegel erkennt (meist irgendwann im zweiten Lebensjahr).

Aber auch ältere Kleinkinder und selbstverständlich auch Schulkinder mögen es, sich selbst im Spiegel zu betrachten und damit zu experimentieren. Irgendwann mag es auch interessant werden, sich theoretisch mit der Funktionsweise des Spiegels auseinander zu setzen.

Doch je früher der Spiegel als Material eingeführt wird, desto intuitiver und selbstverständlicher ist der Umgang damit.

Über die Autorin

Ich bin Susannah und schreibe für diesen wunderbaren Blog. Als Erziehungswissenschaftlerin und Mama suche ich stets nach Wegen, wie der Alltag mit Kind sich ruhig und authentisch gestalten lässt. Montessori kann hier viele großartige Impulse liefern, aber man darf sie auch ein wenig „gegen den Strich bürsten“ und zeitgemäß interpretieren. Ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere Artikel hier im Blog zu einem „Hilf mir, es selbst zu tun“ für Eltern werden kann.

Über das gesamte Montessori-Kinder Team erfährst Du auf der Über uns“ Seite