Die schönsten Montessori-Aktivitäten im Frühling

Der Frühling ist aus vielen Gründen eine wunderbare Zeit, um gemeinsam mit kleineren und größeren Kindern in Garten, Wald und Wiese auf Entdeckungstour zu gehen. In der Pflanzenwelt ist alles am Sprießen und Wachsen, Tierbabys werden geboren, und so gibt es fast täglich etwas Neues zu beobachten.

Viele unserer Montessori-Aktivitäten für den Frühling sollen dieser bunten Vielfalt in Flora und Fauna gerecht werden, andere basieren auf der Beobachtung der ständigen Veränderungen in der Natur, die zu dieser Jahreszeit besonders augenfällig werden. Alle Aktivitäten sind für unterschiedliche Altersstufen modifizierbar und in jedem Fall für Kindergarten- wie Schulkindee geeignet.

Welche Materialien braucht es, um im Frühjahr montessorisch unterwegs zu sein?

Aktivitäten für Kinder im Sinne der Montessori-Pädagogik zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der „wirklichen Welt“ stattfinden und nicht in einem quietschbunten Kinderland.

Kinder sind ebenso wie Erwachsene Teil dieser wirklichen Welt und möchten darin als Handelnde in Erscheinung treten. Im Grunde gilt es schon als Montessori-Aktivität, wenn du deine gewohnte Gartenarbeit verrichtest und dein Kind mitmachen lässt. Es braucht also überhaupt keine speziellen Materialien oder eine eigene Ausrüstung, die Natur an sich genügt als „vorbereitete Umgebung„.

Wo bestimmte Aktivitäten zusätzlichen Aufwand bedeuten, beschreiben wir kurz die Maßnahmen zur Vorbereitung. Ansonsten heißt es in der Montessori-Pädagogik für draußen: Zurück zur Natur, zum Einfachen und Schlichten. Viel wichtiger als die richtige Ausrüstung ist deine Haltung als Mama oder Papa.

Der Rahmen für eine Aktivität soll möglichst klar vorgegeben sein, aber innerhalb dieses Rahmens kannst du das Kind gewähren und es auch eigene Ideen einbringen lassen. Wenn du dich selbst ruhig und achtsam in der Natur bewegst, hat dein Kind außerdem ein Vorbild zur Orientierung.

Montessori Aktivitäten Ideen für den Frühling

1. Die vielen Veränderungen in der Natur beobachten

Für Naturbeobachtungen eignet sich der Frühling ganz besonders, weil sich in Wald und Wiese fast täglich etwas tut. Wenn ihr einen Garten habt, könnt ihr diesen als Forschungsobjekt nutzen. Aber es ist genauso möglich, auf dem täglich gleichen Spaziergang immer auf ähnliche Details aufmerksam zu machen oder das Kind gezielt nach seinen eigenen Beobachtungen zu fragen. Auf dieser Route könnte zum Beispiel ein Obstgarten liegen, an dem ihr auf die Obstbaumblüte achtet.

Eine äußerst spannende Sache ist auch ein Bach, der vielleicht im März langsam zu tauen beginnt und dann laufend mehr Wasser bekommt. Auf der Wiese könnt ihr gemeinsam darauf achten, welche Blumen gerade blühen. Und mit etwas Glück begegnet ihr auf dem Weg sogar Tieren wie Schafen, Pferden oder Katzen, die im Frühjahr ihre Jungen bekommen.

Das tägliche Wachstum von Fohlen oder Lämmern registrieren Kinder mit besonders großer Begeisterung. Aber auch für das emsige Treiben von Insekten wie Bienen oder Ameisen können sie großes Interesse aufbringen. Diese täglich (oder auch zweitägig oder wöchentlich) gleiche Aktivität schafft eine klare Routine, die das Festmachen von Veränderungen erleichtert und das Verständnis von Naturprozessen schon bei Kleinkindern vertieft.

Mit einem Schulkind könnte man dann die besonders interessanten Beobachtungen aufschreiben und zusätzliche Informationen in Büchern oder im Internet ausfindig machen.

2. Nutzpflanzen oder Blumen ziehen

Diese ebenso alltägliche wie zauberhafte Übung gehört zu den wunderbarsten Aktivitäten innerhalb der kosmischen Erziehung. Die Pflege von Pflanzen verschiedenster Art ist für uns Menschen die absolute Lebensgrundlage und es ist für Kinder sowohl faszinierend als auch äußerst wichtig, diese Erfahrung zu machen.

Schon Kleinkinder ab dem dritten Lebensjahr können beim Aussäen der winzigen Samen mithelfen und die Pflänzchen täglich gießen, entweder mit einer kleinen Gießkanne oder einer Sprühflasche. Erlebt dein Kind diesen Prozess zum ersten Mal, kannst du ihn altersgemäß begleiten und erklären.

Und wie aufregend ist es, wenn an einer Pflanze plötzlich Blätter sprießen, Blüten aufbrechen oder Früchte erkennbar werden. Auch bei der Ernte kann ein Kleinkind natürlich mithelfen und dabei auch ein wenig von den Kräutern oder dem Gemüse naschen. Ab dem Schulalter kann ein Kind die gesamte Verantwortung für eine Pflanze übernehmen, von der Auswahl der Sorte über die Aussaat bis hin zum täglichen Wässern und zur Ernte.

Diese Übung ist nicht nur eine gute Gelegenheit, um theoretisches und praktisches Wissen kombiniert zu vermitteln; das Kind lernt auch, sich um ein anderes Lebewesen zu sorgen. Und das Produkt – herrlich süße Erdbeeren, saftige Tomaten oder würziges Basilikum – ist ein zusätzlicher Anreiz und ein äußerst befriedigender Abschluss für das Projekt „Pflanzenpflege„.

3. Farbgruppen-Spiel

Dieses Spiel eignet sich besonders für das Kleinkind- und Kindergartenalter. Ihr benötigt einen Garten, Park oder Wald mit einer möglichst großen Vielfalt an Pflanzen und anderen Materialien, außerdem eine Asphalt- oder Betonfläche und Straßenkreiden.

Mit den Kreiden malt ihr rechteckige oder runde Flächen in verschiedenen Farben auf den Boden. Dann können alle Kinder und Erwachsenen, die mitspielen lossausen und alles an Blättern, Blüten, Steinen usw. einsammeln, was ihnen gefällt. Anschließend werden die Gegenstände nach Farben geordnet und auf die Kreideflächen gelegt.

Diese Aktivität ist besonders anregend in der sensiblen Phase fürs Sortieren und Ordnen. Sie schult außerdem das Verständnis für Farben und ihre vielen verschiedenen Nuancen.

4. Suchspiel mit Fotos

Der Idee nach mit der Schatzsuche verwandt ist bei diesem Spiel das Finden der Gegenstände eine völlig ausreichende Belohnung.

Die Suche sollte auf einer klar abgegrenzten Fläche (bis 500 m² für Kindergartenkinder, für ältere Kinder auch 1000 m² oder mehr) stattfinden – das kann ein Garten, ein Park oder eine Wiese sein. Zur Vorbereitung machst du von fünf bis zehn Gegenständen – bei recht kleinen Kindern reichen auch drei – in diesem Bereich ein Foto, das du anschließend groß ausdruckst.

Das Spiel wird umso schwieriger, je größer die Details auf den Fotos sind und je abstrakter der Effekt ist (z.B. kann eine Großaufnahme von einem Blütenblatt oder einer Parkbank ein ziemliches Rätsel aufgeben).

Auch Ausschnitte von Schildern können für eine spannende Suche sorgen. Jeder Mitspieler und jede Mitspielerin kann sich die Fotos einige Minuten lang ansehen und dann die fotografierten Objekte suchen.

Wer meint, einen Gegenstand gefunden zu haben, holt sich das entsprechende Foto zum Vergleich. Das Ziel des Spieles ist, dass jeder und jede für sich alle Gegenstände gefunden hat oder aber dass eine Gruppe gemeinsam alle Objekte ausfindig machen konnte.

5. Kunst aus Naturmaterialien anfertigen

Diese äußerst kreative Übung kennt nur eine einzige Regel: Für das fertige Kunstwerk dürfen nur Gegenstände und Materialien benützt werden, die in der Natur auffindbar sind. Mit dieser Vorgabe allein können ältere Kinder ab etwa sieben Jahren die originellsten Kompositionen schaffen.

Kindergartenkinder brauchen an dieser Stelle vielleicht etwas mehr Anregung oder ein schönes Beispiel. Als Grundlage für das Kunstwerk dienen zum Beispiel leicht feuchter Sand oder lehmiger Erdmatsch. Auch ein kleines Stück Rasen, das mit Stöcken umrandet wird, macht sich hübsch als Hintergrund.

Als Material können dann alle möglichen Blüten und Blätter, Steine, Schneckenhäuser, Äste und Zweige, Tannenzapfen, Borke usw. benutzt werden.

Für kleinere Kinder solltest du eine Sammlung von Materialien vorbereiten; für ältere Kindergartenkinder kann die Beschaffung der Elemente für ihr „Gemälde“ wichtiger Teil der Übung werden. Die meisten dieser Natur-Kunstwerke sind von eher vergänglichem Charakter, aber wenn das Kind das möchte, können sie fotografisch verewigt werden.

Auch Ikebana – das kunstvolle Arrangieren von Blumen und Gräsern in einer Vase oder auf Schaumstoff – fällt in die Kategorie „Kunst mit Pflanzen“.

6. Pflanzen oder Tiere skizzieren

Diese Übung war in früheren Jahrhunderten ein wichtiger Teil des Naturkunde-Unterrichts und kann eigentlich als erweiterte Naturbeobachtung bezeichnet werden. Allerdings soll es dabei nicht unbedingt um Detailtreue oder objektive Richtigkeit gehen. Das Zeichnen eines realen Gegenstandes ist eher eine ganz subjektive Aneignung, die zu völlig überraschenden Ergebnissen führen kann.

Grundsätzlich kann diese Aktivität durchgeführt werden, sobald Kinder gegenständlich zeichnen können, also ab dem dritten Lebensjahr. Jedes Kind kann sich sein Lieblingsobjekt in einem klar definierten Bereich aussuchen und dann, ausgerüstet mit Klemmbrett, Zeichenpapier und Buntstiften eine Zeichnung davon anfertigen.

Kleinkinder werden sich nur wenige Minuten auf ein Objekt konzentrieren können und vermutlich auch die größte Kreativität an den Tag legen. Schulkinder können dann schon mit Bleistift arbeiten und bis zu einer halben Stunde an einer Skizze sitzen. Der Wunsch nach Präzision wächst dabei von selbst und muss nicht durch kritische Bemerkungen angeregt werden.

Wichtiger als das Ergebnis ist nämlich der Prozess der genauen Betrachtung, der sich bei Pflanzen einfacher, bei Tieren, Gewässern oder Wolken aber recht schwierig gestaltet.

7. Klettern, Springen, Balancieren

Auch ein ganz „unkultiviertes“ Stück Natur bietet unzählige Möglichkeiten, den eigenen Körper einzusetzen und zu trainieren. Bei einem Spaziergang im Wald wird ein Kind mit starken Bewegungsimpulsen viele Gelegenheiten zum Klettern, Springen oder Balancieren finden.

Auch wenn du dir vielleicht eine andere Aktivität für das Spazierengehen überlegt hast, lässt du dein Kind am besten auch ein wenig toben. Es ist wichtig, dass es seine Energie gezielt in Bewegungsformen investieren kann, die ihm Spaß machen – sogar wenn Papa und Mama dabei ein klein wenig mulmig wird.

Achte gut auf die Sicherheit deines Kindes, aber lass es auch kleine Risiken eingehen. Im eigenen Garten hast du ein wenig mehr Kontrolle über die Turnmöglichkeiten. Dort kannst du einen richtigen Parcour aus Brettern, Gartenwerkzeug wie Eimern u.ä. bauen und dabei gut darauf achten, dass dein Kind sich nicht verletzen kann.

Unter diesen Voraussetzungen kann es einfach drauflos toben, ohne dass es ständig zum Aufpassen ermahnt werden muss.

Abschließende Worte

Natürlich lassen sich die meisten unserer Aktivitäten für den Frühling auch an andere Jahreszeiten anpassen: Naturbeobachtung ist rund ums Jahr möglich; Kleine Naturkunstwerke sehen auch im Schnee wunderschön aus; der Kletterparcour im Garten kann bis in den Herbst hinein genutzt werden.

Die meisten Montesssori-Tätigkeiten (drinnen wie draußen) basieren auf sehr einfachen und für uns Menschen grundlegenden Dingen und können dafür umso leichter modifiziert und an die verschiedensten Situationen, Altersgruppen und individuellen Bedürfnisse angepasst werden.

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Über die Autorin

Ich bin Susannah und schreibe für diesen wunderbaren Blog. Als Erziehungswissenschaftlerin und Mama suche ich stets nach Wegen, wie der Alltag mit Kind sich ruhig und authentisch gestalten lässt. Montessori kann hier viele großartige Impulse liefern, aber man darf sie auch ein wenig „gegen den Strich bürsten“ und zeitgemäß interpretieren. Ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere Artikel hier im Blog zu einem „Hilf mir, es selbst zu tun“ für Eltern werden kann.

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