10 Montessori Baby Spielzeuge: So fördern Eltern die Fähigkeiten ihrer Kleinen

In der Wahrnehmung vieler Menschen beginnt die Erziehung nach Montessori mit dem Kindergarten. Das ist ein nachvollziehbarer Gedanke, denn der didaktische Grundsatz „Hilf mir, es selbst zu tun“ hat ja nur da Sinn, wo Kinder fähig zu eigenständigem Handeln sind. Nur wenige wissen, wie eingehend die Ärztin Montessori sich auch mit Babys befasst hat. 

Auch wenn diese in den ersten Lebensmonaten nur ganz allmählich beginnen, vom instinktiven Reagieren zum bewussten Agieren überzugehen, sind sie doch enorm lernfähig.

Eine Auswahl von zehn Montessori-Objekten ist hier deshalb chronologisch geordnet, beginnend bei den ersten Lebenswochen bis zum Ende des ersten Lebensjahres. Weiter unten kannst du nachlesen, worauf beim Kauf und bei der Verwendung der Spielsachen geachtet werden sollte.

Hier findest Du außerdem unseren Artikel „Das Babyzimmer – Montessori von Anfang an“

Montessori Spielzeug für 0 bis 6 Monate

In der allerersten Zeit muss das Baby in seiner neuen Lebenswelt ankommen. Es lernt die Schwerkraft und die Notwendigkeit, sich zu ernähren kennen. Und es kann von Anfang an belebte von unbelebten Objekten unterscheiden.

Doch nach den ersten Wochen beginnt das Kleine ganz allmählich aufzuwachen – und es schaut. Babys sind zum Ersten sehr kurzsichtig und zum Zweiten auf Gesichter „programmiert“. Aber schon nach zwei bis drei Wochen faszinieren sie auch Gegenstände, die sich bewegen. Hier kommen die Montessori-Mobiles ins Spiel:

4 in 1 Montessori Mobile

Maria Montessori selbst hat diese allerersten Objekte für Babys gemeinsam mit einem Künstler und ihren SchülerInnen entworfen. Das passierte vor dem Hintergrund ihrer eigenen Forschung und mit sehr viel Verständnis für die Wahrnehmung von Neugeborenen.

Die Montessori Mobiles werden in einer bestimmten Reihenfolge aufgehängt, entsprechend der Entwicklung der Sehkraft:

 

1. Munari-Mobile

Das Munari-Mobile, das aus mehreren schwarz-weißen geometrischen Elementen und einer durchsichtigen Glas- oder Kunststoff-Kugel zusammengestellt ist. Der Hell-Dunkel-Kontrast zieht die Aufmerksamkeit eines Babys ab zwei bis drei Wochen auf sich. 

Die Glaskugel, die kleine Lichteffekte erzeugt, interessiert so manches Kind bald am meisten. Benannt ist es nach dem Künstler Bruno Munari, der hier ein wahrhaftes Designobjekt für Neugeborene entworfen hat.

2. Bunte Oktaeder

Die bunten Oktraeder in den Primärfarben können ab etwa fünf Wochen angeboten werden. Da werden Babys zunehmend von kräftigen Farben angezogen. 

Die geometrischen Formen (auch beim Munari-Mobile) fördern schon in diesem Alter das räumliche Verständnis. Je nach Lichteinfall wechseln sie die Farbschattierung oder leuchten auf. 

Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Bewegung und der Farbe, in der die Oktaeder erscheinen – für Babys ist das eine immens spannende Angelegenheit.

3. Gobbi-Kugeln

Die Gobbi-Kugeln, die mit Farbschattierungen und Perspektivität spielen. Fünf Kugeln in unterschiedlichen Schattierungen einer Farbe (verfügbar in blau, rot, grün und gelb) hängen entlang einer Neigung von 45 Grad nebeneinander, die dunkelste Kugel am niedrigsten und die hellste am höchsten. 

Dieses Mobile fördert keineswegs nur die Wahrnehmung von Farben, sondern auch von räumlicher Tiefe.

4. Tänzer Mobile

Die vier Tänzer sind zweidimensionale Gestalten mit einem kreisförmigen Kopf und zwei bogenartigen Gebilden als Gliedmaßen.

Sie bewegen sich deutlich mehr als das bei den vorhergehenden Mobiles der Fall war. Das schillernde Material (meist Gold oder Silber in Kombination mit verschiedenen Farben) fesselt das Interesse eines Babys noch zusätzlich.

Auf einen Blick:

  • Authentisch nach Montessoris Entwürfen
  • Praktisches Set aus den ersten vier Mobiles
  • Geeignet für die ersten drei bis vier Lebensmonate

Ring und Glocke von MondoMontessori

Ring und Glocke Babyspielzeug

Wenn dein Baby sich an das Liegen am Rücken unter einem Mobile gewöhnt hat, wird es etwa im dritten Monat erste Greifversuche starten. Ab dieser Zeit soll ihm auch etwas angeboten werden, das sich gut in die kleine Hand fügt. Empfohlen werden – jeweils abwechselnd – ein Holzring und etwas später eine kleine Glocke.

Die Objekte sind jeweils an einer farbigen Schnur befestigt. Die Tatsache, dass die Greiflinge in der Luft über dem Baby hängen, erleichtern ihm das Greifen enorm, weil die Objekte nicht wegrutschen oder hinunterfallen können. 

Hat es das begehrte Stück dann fest im Griff, wird wild geschüttelt und gezogen, das stärkt die Muskulatur und die Motorneuronen. Besonders vom Glöckchen können viele Säuglinge gar nicht genug bekommen und schulen so nebenbei auch ihr Gehör.

Auf einen Blick

  • Ersetzt das Mobile, sobald das Baby zu greifen beginnt
  • Schult die Hand-Auge-Koordination
  • Überfordert bei den ersten Greifversuchen nicht

Holzrassel & Beißring

Diese Rassel ist das erste Montessori-Objekt, das dem Kind buchstäblich in die Hand gegeben und nicht aufgehängt wird. Dadurch lernt es neben präziserem Greifen auch die Folgen der Schwerkraft kennen und erfährt, dass ein Objekt sich von ihm weg bewegt, wenn es loslässt. 

Schüttelt das Baby die Rassel, macht sie ein Geräusch – bei heftigem Schütteln lauter und schneller, bei sanftem Schütteln hört man nur wenig.

Das Objekt lässt sich mit Händen und Mund befühlen und in alle möglichen Richtungen drehen. Das ist eine intensive visuelle Übung, die dadurch noch interessanter wird, dass das Baby die Veränderung selbst herbeiführen kann. Ein so einfaches Objekt kann eine ganze Fülle von Fertigkeiten vermitteln – und dafür ist es sowohl ressourcenschonend als auch preiswert.

Auf einen Blick

  • Das erste „unabhängige“ Spielzeug für Babys
  • Eine Vielfalt an Formen zum Begreifen: Stab, Kugeln und Ringe
  • Geeignet als Rassel und Beißspielzeug

Glöckchen Rassel

In dieser zylinderförmigen Rassel ist ein kleines Glöckchen hinter Stäben „eingeschlossen“. Damit erfüllt die Rassel einen vierfachen Zweck: Die schmalen Stäbe sind gut zum Greifen geeignet und ein Baby ab vier bis fünf Monaten kann sie problemlos in der Hand halten. Das kleine Glöckchen bimmelt bei der Bewegung und lädt damit zu ersten Klang- und Rhythmus-Experimenten ein.

Zudem wird ein Zusammenhang zwischen dem eigenen Handeln (Schütteln) und dem Klang des Glöckchens hergestellt – das Baby erfährt sich als Akteur und bekommt zugleich ein Gefühl für Ursache und Wirkung. Und zuletzt ist das Glöckchen hinter den Stäben auch ungemein spannend zu beobachten.

Die Rassel ist aus unbehandeltem Holz gefertigt und kann daher völlig bedenkenlos in den Mund genommen werden.

Auf einen Blick

  • Einfaches Prinzip
  • Schult Hand, Auge und Gehör
  • Aus unbehandeltem Holz und daher auch zum Beißen geeignet

Kupplungsscheiben

Dieses raffinierte Spielzeug ist mit seinen zwei „Griffen“ so gestaltet, dass es mit beiden Händen angefasst oder von der einen zur anderen gereicht werden kann. Zunächst wird das Baby noch nicht begreifen, dass es die beiden Teile voneinander trennen kann. 

Im zweiten Lebenshalbjahr findet es heraus, wie sie ineinanderpassen und wird dann eine ganze Weile mit dem Trennen und Wieder-Zusammen-Stecken beschäftigt sein. Dieses Spielzeug ist also nachhaltig im doppelten Wortsinn – und als Beißring ist es dank der abgerundeten Kanten auch noch geeignet.

Auf einen Blick

  • Taktil herausfordernd für Babys
  • Kann auch für ältere Säuglinge als erstes Puzzle angeboten werden
  • Ideal für den Hand-zu-Hand-Transfer

Montessori Spielzeug: 6 bis 12 Monate

Rund um den sechsten Monat passiert bei einem Säugling sehr viel. Er entwickelt sich von einem liegenden Baby zu einem krabbelnden Kleinkind, das alles Mögliche angreifen, werfen und ausprobieren möchte.

Greifball von Ludi

Ein Ball wird als Spielzeug mit rund einem halben Jahr interessant. Dann erwacht auch langsam das Verständnis für interaktive Spiele wie das Ballspiel. Allerdings sind auch kleinere Bälle für Babys schwer zu halten und bei ganz kleinen Exemplaren fällt zwar das Greifen leicht, aber das Werfen klappt nicht.

Der „Puzzleball“, wie er auch genannt wird, ist groß genug um mit beiden Händen aufgenommen zu werden und hat zugleich „Teile“ zum Greifen. Seine insgesamt runde Form bewirkt, dass er trotz seines ungewöhnlichen Aussehens ziemlich gut rollt. 

Dadurch nimmt er ein klein wenig die Mobilität des Kindes vorweg und kann zum Robben und Krabbeln animieren. Solche Greifbälle nach Montessori haben häufig noch ein kleines Glöckchen oder ein anderes Klangelement in der Mitte, wodurch das Aufheben, Schütteln und Werfen besonders unwiderstehlich wird.

Auf einen Blick

  • Funktioniert wie ein richtiger Ball, kann aber besser gegriffen werden
  • Unterstützt das Erlernen neuer motorischer Fähigkeiten
  • Aus weichem, waschbarem Baumwollstoff
  • Ein Glöckchen in der Mitte macht das Spiel besonders vergnüglich
  • Hilft auch der Grobmotorik auf die Sprünge

Montessori Ei in der Tasse

Wenn ein Baby beginnt, Dinge ein- und auszuräumen und Objekten „einen Platz zu geben“, kann ihm das Ei in der Tasse angeboten werden. Auch dieses schlichte, aber intelligent durchdachte Objekt ist ein richtiger Klassiker der Montessori-Pädagogik. 

Dein Kind wird zunächst die Einzelteile befühlen und erkunden. Und dann kann es sein, dass ihm durch Probieren langsam aufgeht, dass das Ei in die Tasse passt. Dieses Spiel kann dann viele hundert Male wiederholt werden. 

Es ist sehr wichtig für das Baby, zu erfahren, dass es Mal um Mal wieder klappt, denn das sagt ihm etwas über die Beständigkeit und Zuverlässigkeit von Gegenständen.

Auf einen Blick

  • Ein einfaches Spielzeug, mit dem Babys oft sehr lange und konzentriert spielen
  • Gut für die Auge-Hand-Koordination
  • Die angenehm runde Form wirkt besonders anziehend

Ein erstes Ringspiel

Dieses Spiel gibt es wohl in unzähligen Größen, Farben und aus vielen Materialien und es fasziniert doch immer wieder von Neuem. Diese Variante hier ist für Babys ab etwa acht Monaten geeignet. Entscheidend ist zu Anfang, dass der innere Durchmesser der Ringe deutlich größer ist als die Stange in der Mitte. Wenn die Öffnung zu klein ist, fällt dem Baby das Stapeln schwer und es verliert das Interesse.

Zunächst werden die Ringe und der Ständer kennengelernt. In diesem Alter klopfen Kinder Gegenstände gerne aneinander oder auf den Boden und freuen sich über die Geräusche, die sie erzeugen können. Das klappt mit diesem Steckspiel besonders gut. Langsam kann es dann lernen, die Ringe auf dem Ständer aufzustapeln und im letzten Schritt werden sie „geordnet“, also mit Hinblick auf die Größe der Ringe gestapelt.

Aus mit Leinöl und Bienenwachs behandeltem Holz gefertigt.

Auf einen Blick

  • Die Ursprungsform der „Stapelpyramide“
  • Ideal für Babys unter einem Jahr
  • Schult das Größenverständnis

Zylinderblock von MondoMontessori

Die Zylinderblöcke gehören zu den wichtigsten Montessori-Materialien fürs Kleinkindalter. Zylinder unterschiedlichen Durchmessers und unterschiedlicher Höhe müssen auf einem Block in die passenden Löcher eingeordnet werden. Dieser kleine Block mit seinen drei Zylindern ist die rudimentärste Variante und eignet sich deshalb gut für die Allerkleinsten.

Den Pinzettengriff muss das Kind schon einigermaßen beherrschen, damit es mit dem Zylinderblock arbeiten kann. Das ist in der Regel zwischen dem neunten und dem zwölften Monat der Fall. 

Ab da kann der Zylinderblock angeboten werden. Er wird aus FSC-zertifiziertem Buchenholz in Rumänien produziert.

Auf einen Blick

  • Hinführung zur Unterscheidung von Größen
  • Geeignet, sobald das Kind mit Daumen und Zeigefinger greifen kann
  • Erstes Kennenlernen eines echten Montessori-Klassikers
  • Für Babys angenehm zu greifen

Sortierturm von Tapintoys

Fünf Scheiben müssen in diesem Sortierturm in das ihnen zugehörige Fach eingeordnet werden. Die Scheiben unterscheiden sich in Durchmesser, Höhe und Farbe und passen jeweils nur in ein Fach. Wie bei so vielen anderen Montessori-Objekten ist dem Kind die Funktionsweise auch hier intuitiv einsichtig.

Geschult werden die Augen-Hand-Koordination sowie das Konzentrationsvermögen. Einem aufgeweckten Baby kann der Turm gegen Ende des ersten Lebensjahres angeboten.

Der Sortierturm wird in Lettland aus Birkenholz handgefertigt und mit ungiftigem farbigem Bienenwachs eingelassen.

Auf einen Blick

  • Schult das Größenverständnis
  • Zarte Pastellfarben helfen den Kleinen bei der Unterscheidung der Elemente
  • Gut für Feinmotorik und Auge-Hand-Koordination

Wodurch zeichnen sich Montessori-Spielzeuge für Babys aus?

Grundsätzlich haben alle Spielsachen nach Montessori – treffender ist der Ausdruck „Materialien“ – einen gewissen pädagogischen Mehrwert. Dieser ist für ungeschulte Augen nicht immer klar zu erkennen. Aber genauer besehen regt jedes von Maria Montessori entworfene Objekt auf die eine oder andere Weise ein bestimmtes Vermögen an, wodurch dem Kind geholfen wird, sich selbstständig in der Welt zurecht zu finden.

In jeder Altersstufe sind besondere Vermögen besonders leicht anzuregen und Kinder lernen in diesem konkreten Bereich schneller als zu allen anderen Zeiten – das meint der Ausdruck „sensible Phase“.
Es ist sehr wichtig, auch bei Säuglingen die sensiblen Phasen zu erkennen und darauf einzugehen, denn zu keiner anderen Zeit lernt der Mensch so viele neue Fertigkeiten wie im ersten Lebensjahr. Die Umwelt wird in diesem Alter sehr unmittelbar und frei von Vorannahmen erfahren.

Daher achtet man bei Montessori-Spielzeug für Babys speziell darauf, mit den Entwicklungsschritten der Kleinen zu gehen und ihre Wahrnehmung nicht zu überfordern. Das erste Lebensjahr ist eine sensible Phase für:

– Ordnung
– Sprache
– Motorik

 

Das sind also die grundlegenden Fertigkeiten, auf die es entsprechend der Entwicklug des Kindes im ersten Lebensjahr ankommt. Sprache kann in diesem Alter natürlich nicht von einem Spielzeug gelernt werden, sondern nur von der laufenden Interaktion mit den engsten Bezugspersonen (selbstverständlich auch beim Spielen).

Der Fokus liegt also auf der Motorik und auf dem Prinzip „Ordnung“. Das meint hier nicht das „Aufäumen“ oder Ordnen im strengen Sinn. Das Kind wird in eine ihm völlig fremde Welt heineingeboren und muss diese Welt geistig „ordnen“, damit es sich darin zurecht finden kann. Phänomene müssen kategorisiert werden, damit sie später die Grundlage für Begriffe und damit für die Sprache bilden können. Daher liegt das besondere Augenmerk gerade in den ersten Lebensmonaten auf der visuellen, auditiven und taktilen Wahrnehmung. Auf diese Weise eignet sich der Säugling die Welt an und kann beginnen, in seinem Erleben Ordnung zu schaffen.

Ein Spielzeug im Geiste Montessoris, das für Säuglinge geeignet ist, wird sich darauf konzentrieren, die motorischen Fähigkeiten und die Wahrnehmung/das Kategorienverständnis anzusprechen. Es dient weder der Ablenkung oder Beruhigung noch der Bespaßung, in der das Kind passiver Beobachter bleibt.

Über die Autorin

Ich bin Susannah und schreibe für diesen wunderbaren Blog. Als Erziehungswissenschaftlerin und Mama suche ich stets nach Wegen, wie der Alltag mit Kind sich ruhig und authentisch gestalten lässt. Montessori kann hier viele großartige Impulse liefern, aber man darf sie auch ein wenig „gegen den Strich bürsten“ und zeitgemäß interpretieren. Ich habe die Hoffnung, dass der eine oder andere Artikel hier im Blog zu einem „Hilf mir, es selbst zu tun“ für Eltern werden kann.

Über das gesamte Montessori-Kinder Team erfährst Du auf der Über uns“ Seite